München stand 2018 fünf Monate ganz im Zeichen von Goethes Faust. Von 23. Februar bis 29. Juli präsentierten zahlreiche Theater und Institutionen sowie Künstlerinnen und Künstler ihre Projekte zum Thema Faust. Und Kasperls Spuikastl war auch dabei mit einem Faust-Puppenspiel!
Unser Stück heißt "Das Spiel vom Dr. Faust - oder: Das Böse sitzt auf einem Baum" (Spieldauer 75 Minunten) und richtet sich an Erwachsene und Jugendliche (ab 12 Jahren). Insgesamt fünf Mal war es während des Festivals zu sehen und stieß auf sehr positive Resonanz. Uraufführung war Ende Februar 2018 bei Heppel & Ettlich. Im März und April folgten drei erfolgreiche Vorstellungen bei Hugendubel am Stachus. Und zum Schluss war es Teil 1 der Sommernacht der Künste der Kath. Akademie Bayern in München-Schwabing, die unter dem Motto "Faust vor Goethe" stand.
Unser Faust-Puppenspiel bleibt natürlich auch nach dem Festival in unserem Repertoire. Nachfolgend weitere Infos zu diesem Stück:
Medien-Veröffentlichungen beim Faust-Festival
Dieser Trailer liefert Eindrücke unseres Faust-Puppenspiels.
(Durch Aufruf des Videos wird eine Verbindung zu
den YouTube-Servern hergestellt. Mehr Infos dazu unter
Datenschutz.)
Der Faust-Stoff ist weit älter als Goethes Faust und das Puppenspiel Teil seiner Geschichte. Auf den Jahrmärkten kamen Fauststücke mit Handpuppen, Marionetten und als Schattentheater zur Aufführung. Grundlage war das Faust-Volksbuch, die 1587 von Johann Spies veröffentlichte „Historia von D. Johann Fausten“, die der Engländer Christopher Marlowe dramatisiert hatte. Auf den Kontinent zurückgekehrt, entwickelte sich das Stück auf den Wanderbühnen weiter. Der „Doktor Faust“ des Karl Simrock, das Ulmer Puppenspiel und das Geißelbrechtsche dokumentieren diese alten Puppenspiele. Sie sind die einzigen schriftlichen Überlieferungen und noch heute als Reclam-Heftchen erhältlich.
Ein ganz neues Faust-Puppenspiel
Bei den Faust-Puppenspielen unserer Zeit verwenden viele Puppenbühnen die Fassung
von Karl Simrock. Wir dagegen haben uns von Simrock und dem Ulmer Puppenspiel
inspirieren lassen und Elemente daraus aufgegriffen, vor allem auch den Kasperl
als mitspielende lustige Figur. Auf die Bühne gebracht haben wir aber unser
ganz eigenes, neues Puppenspiel, zu dem wir uns auch von Goethes Faust und seiner
Figur der Margarete haben beeinflussen lassen. Unser Faust lässt sich im Hier
und Jetzt auf den Pakt mit dem Bösen ein. Er strebt nach wissenschaftlichem
Ruhm und egozentrischer Selbstverwirklichung. Unser Spiel hat dabei zwei Ebenen.
Faustens Geschichte wird auf einer zweiten Bühne eingerahmt und unterbrochen
vom Kasperl, der mit der Großmutter, seinem Freund Sepperl und dem Raben Giacomo
das Geschehen auf seine Art mit Humor reflektiert und kommentiert. Auf beiden
Bühnen aber geht es um große Fragen: Welchen Preis sind wir bereit zu zahlen,
um ein Ziel zu erreichen? Was ist eigentlich das Böse? Und: Worin finden wir
Glück?
Der Zusammenhang mit der Figur des Kasperls
Der Puppenspiel-Faust ist eng verwoben mit der Geschichte des Kasperls.
Denn die englischen Komödiantentruppen brachten zusammen mit Marlowes Faust
auch eine lustige Figur als Teil der Handlung mit in den deutschen Sprachraum.
Charakteristisch für diese derb-komischen Bühnenfiguren des 18. Jahrhunderts
sind ihre Schlitzohrigkeit und Schläue, die derben Sprüchen und die Gefräßigkeit
– ob sie nun Pickelhering heißen im Norden oder Hanswurst im Gebiet des heutigen
Österreich. Aus ihnen allen hat sich auch unter Einfluss der Commedia dell’arte
der Kasperl entwickelt, den wir heute kennen und lieben. Ein Grund mehr für
uns, uns den Faust-Stoff vorzunehmen und mit unserem Kasperl der Geschichte
des Faust-Stoffes und der des Kasperltheaters einen weiteren Baustein hinzuzufügen.
Unser Faust-Puppenspiel besteht aus 17 Szenen und dauert rund 75 Minuten.
Die erste und letzte Szene sind Vor- und Nachspiel auf der Kasperlbühne (blauer
Vorhang); die zwölf Faust-Szenen auf der Faustbühne (schwarzer Vorhang) werden
von drei Kasperl-Zwischenspielen auf der Kasperlbühne unterbrochen. Für
Auf- und Abbau benötigen wir jeweils etwa zwei Stunden. Der Platzbedarf ist
etwa 3 x 2 Meter bei einer erforderlichen Raumhöhe von 2,80 Meter. Alles Weitere
und die Gage sind Verhandlungssache (Kontakt unter
Impressum).
Mit unserem Faust-Puppenspiel haben wir uns für den Bayerischen Amateurtheaterpreis Larifari 2018/2019 beworben und in der Kategorie Figurentheater den 2. Preis gewonnen!
Das Faust Festival München 2018 hat den "Europäischen Kulturmarken-Award 2018" in der Kategorie "Trendmarke des Jahres" gewonnen. Als einer der beteiligten Kulturpartner, die ihren Beitrag zum großen Erfolg des Festivals geleistet haben, durften auch wir bei der anschließenden kleinen Feier im Januar 2019 in München diesen Preis in Händen halten.
Kath. Akademie Bayern, zur Debatte 6/2018
Kath. Akademie Bayern, Mediathek, Video
Bayerisches Fernsehen, CAPRICCIO, 20.2.2018, Beitrag über das Faust-Festival 2018: Was wusste Goethe über Big Data? (Video nicht mehrverfügbar)
Bayerisches Fernsehen, Abendschau - Der Süden, 6.3.2018: Beitrag über das Faust-Festival (Video nicht mehr verfügbar)
Münchner Abendzeitung, 15.2.2018, am Ende des Interviews
tz, 18.2.2018
Stadtmagazin in München Nr. 4 2018, S. 32-33
dpa-Meldung zum Faust-Festival: veröffentlicht u.a. im Hamburger Abendblatt